Kraft der Musik
Eröffnungskonzert
mit dem Jugend-Sinfonieorchester Aargau & Klezmer-Band Otrava
Rückblick
Im bis auf den letzten Platz besetzten grossen Rittersaal war vom ersten bis zum letzten Ton die Energie der 67 begeisterten jungen Musiker:innen förmlich zu spüren. Die Zuhörer:innen, von Schuberts Zauberharfe von Beginn an in Bann gezogen, wurden vom zweiten Programmpunkt, der Auftragskomposition für Klezmer-Band und Orchester, regelrecht überwältigt. Nicht nur die unbändige Spielfreude des JSAG und der Band Otrava begeisterte das Publikum; auch die äusserst präzisen Einsätze des Orchesters (an rhythmisch höchst komplexen Stellen!) beeindruckte. Dieses musikalische Feuerwerk konnte Strawinskys wunderschön gespielte 1. Sinfonie natürlich nicht überbieten, entliess uns aber alle beschwingt und beglückt auf den Heimweg.
Interpreten
- Jugend-Sinfonieorchester Aargau
- Klezmer-Band Otrava
Zum Programm
- JSAG: Franz Schubert (1797-1828): Ouvertüre zur Zauberharfe D644 (1820)
- Uraufführung Klezmer-Band Otrava & Orchester
- Igor Strawinsky (1882-1971): Sinfonie in Es Op. 1 (1905-07)
Jede Musik trägt in sich die Verheissung der Zukunft. Das Schicksal ist böse Stiefmutter und gute Fee zugleich: Erstere wird bei Franz Schuberts ehrgeizigen Opernprojekten zu seiner ständigen Begleiterin. Dilettantische Libretti und untaugliche Bühnenkonzepte säumen den Weg, Ouvertüren werden verschoben, neue Nummern eingefügt, repariert und verworfen – der Traum vom grossen Bühnenwurf bleibt unerfüllt, doch seine geniale Schauspielmusik überlebt. Good karma. Die Ouvertüre zur verschollenen Zauberharfe gehört heute zum festen Konzertrepertoire und lässt uns auch ohne Bühne eine fantastische Geschichte träumen. Klezmer ist der wehmütig-vitale Soundtrack zum Drama der jüdischen Geschichte: Der Glaube an die Kraft der Musik paart sich mit der Sehnsucht nach Frieden und Heimat. Herzzerreissende Melancholie und fesselnde Lebensfreude geben sich die Hand. Die Band Otrava spielt eine Art von Musik, die man vielleicht noch nie gehört, sich jedoch insgeheim schon immer gewünscht hat. Erfrischend un- verbraucht – so unverbraucht wie das neue Werk für Klezmerband und Orchester, das Otrava als Auftragswerk des Jugend-Sinfonieorchesters Aargau uraufführen wird. In Strawinskys fast vergessener epischer 1. Sinfonie verbindet sich die Tradition russischer Romantik mit dem Versprechen einer Zukunft, das die Musikgeschichte in ihren Grundfesten erschüttern wird. Seine erste Komposition für Orchester entsteht in den Jahren 1905 bis 1907, lässt Glière, Wagner und Tschaikowski anklingen und ist seinem Lehrer, Nikolai Rimski-Korsakow gewidmet. Die formalen Studien mit seinem Mentor werden durch Rimski-Korsakows Tod nur drei Jahre später abrupt beendet. Strawinsky muss sich neu orientieren, wird über Nacht mit «Der Feuervogel» (1910) berühmt und läutet mit «Petruschka» (1911) und «Le sacre du printemps» (1913) eine atemberaubend neue Ära ein.