Wellen #2
Elektronische Musik
Ludovic Van Hellemont (Ondes Martenot) & Estelle Costanzo (Harfe)
Rückblick
Die Alte Bleiche steht kurz vor einer Umnutzung. Wir packten die Gelegenheit beim Schopf, um ein für diesen Schauplatz passendes Konzert zu projektieren. Am Ort, wo einst das Wasserrad die Textilindustrie Lenzburgs in Schwung brachte, trafen elektronische und analoge Klangwellen auf ein interessiertes Publikum. Mit Ludovic van Hellemont (Ondes Martenot) und Estelle Costanzo (Harfe) konnten zwei versierte und innovative junge Künstler gewonnen werden, welche uns ihre Faszination und Begeisterung für das spezielle Instrumentarium und Repertoire näherbringen konnten. Die «Mission» des Duo Tectonic, die Musik für dieses hundertjährige elektronische Instrument bekannter zu machen, war sympathisch und ansteckend, ihre Interpretation von Werken aus der Renaissance bis hin zu zeitgenössischer Musik und sogar einer Uraufführung meisterhaft.
Interpreten
Ludovic Van Hellemont (Ondes Martenot) & Estelle Costanzo (Harfe)
Zum Programm
Das Duo TecTonic steht für die experimentierfreudige Zusammenarbeit von Ludovic Van Hellemont und Estelle Costanzo in einer aussergewöhnlichen Besetzung mit Ondes Martenot und Harfe. In ihren Projekten suchen beide Musiker nach unerhörten Klangkombinationen und Ausdrucksmöglichkeiten und erforschen eine Klangsprache, die immer wieder überrascht und inspiriert. Die Instrumente erscheinen nicht nur in ihrer traditionellen Gestalt, sondern werden erweitert mit Präparationen, Schlagzeuginstrumenten, bizarren Lautsprechern, Tonbändern und Live-Electronics. Das fehlende Originalrepertoire für diese Besetzung bildet ausserdem einen ständigen Antrieb, neue Kompositionen oder Bearbeitungen zu generieren. Schon seit ihrer Erfindung im Jahr 1928 wurden die Ondes Martenot aufgrund der Reinheit ihrer Sinustonklänge mit dem Ausserirdischen und dem Aussernatürlichen in Verbindung gebracht. Genau dort setzt das Duo TecTonic an mit seinem neuen Programm «Dancing on the moon». Drei zeitgenössische Kompositionen bilden die Eckpfeiler des Abends. Gilles Gobeils «Voix blanche» für Ondes Martenot und Tonband stellt ein wichtiges Werk aus dem experimentellen Repertoire für Ondes Martenot dar. Sarah Nemtsovs «A deux» ist eine Komposition für präparierte Harfe mit Gongs. In diesem Werk transformiert die Komponistin die Harfe in ein Gamelan-Orchester. Der in Genf studie- rende belgische Komponist Nicolas Roulive treibt beide Instrumente durch erweiterte Spieltechniken an ihre Grenzen und verleiht dem Programm eine frische und humorvolle Farbe. Diese drei Werke treten abwechselnd in Dialog mit Liedern und Instrumentalmusik der Renaissance-Komponisten John Dowland, Pierre Sandrin, Pierre Attaingnant und Tielman Susato. Während die Harfe hier die typisch begleitende Funktion einnimmt, übernehmen die Ondes Martenot je nach Register die Blockflöten, Oboen- oder Gesangsstimmen. Weitere Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Charles Koechlin, Benjamin Britten und John Cage vervollständigen das Programm. Charles Koechlin gehört zu den wenigen Komponisten, die Originalwerke für die Ondes Martenot komponiert haben.